Auswirkungen einer Standortverlagerung
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Technische Betriebsführung und Instandhaltung
Die technische Betriebsführung und Instandhaltung umfasst den Betrieb, die Wartung und Instandsetzung aller gebäudetechnischen Anlagen (HLK, Elektro, Sanitär etc.) sowie der technischen Infrastruktur des Betriebs. Dazu gehören regelmäßige Wartungen, Inspektionen und Prüfungen (z.B. HVAC-Wartung, Sicherheitsüberprüfungen der Elektrik) ebenso wie erforderliche Instandsetzungen bei Störungen oder Verschleiß. Im speziellen Produktionsumfeld kommen Zusatzleistungen hinzu, etwa die Betreuung von Krananlagen in den Hallen, die Einhaltung der elektrischen Sicherheit (Prüfung von Anlagen und Geräten gemäß DGUV-Vorschriften) und die Pflege der technischen Dokumentation aller Anlagen. Der neue Standort verfügt über moderne Anlagen und Gebäudeleittechnik, was präventive Wartung und Monitoring unterstützt; gleichzeitig soll das Instandhaltungsniveau hoch sein, um Ausfälle zu minimieren und den „Hotelstandard“ auch bezüglich der technischen Zuverlässigkeit zu gewährleisten (z.B. schnelle Reaktion auf Störmeldungen, proaktive Instandhaltung).
Kostenansatz Alt vs. Neu: Für die Kalkulation wird angenommen, dass der Altstandort (120.000 m², ältere Anlagen) jährliche technische Betriebsführungs- und Instandhaltungskosten von etwa 1,2 Mio. € verursacht. Dies entspricht grob 10 € pro m² und Jahr, was im Bereich üblicher Erfahrungswerte für Industrieanlagen liegt. Zum Vergleich: In Bürogebäuden liegt die Instandhaltungsquote laut FM-Benchmarks bei etwa 0,6–1,1 % der Bauinvestitionen pro Jahr – im Altstandort wurde aufgrund der älteren Substanz tendenziell eher reaktiv instand gehalten, so dass die Aufwände relativ moderat blieben. Beim Neubau wird hingegen ein höherer Wartungsstandard angesetzt: alle Anlagen werden strikt präventiv gewartet (um den Wert zu erhalten und Ausfälle zu vermeiden) und es besteht anfangs noch Gewährleistung für viele Anlagenteile (so dass gewisse Reparaturen vom Bauunternehmen übernommen werden können). Dennoch führen das hohe Servicelevel und moderne, komplexe Technik zu nicht unerheblichen Kosten. Wir kalkulieren im Neubau mit rund 0,9 Mio. € pro Jahr für technische Betriebsführung/Instandhaltung. Dieser Wert ist etwas niedriger als im Altbestand (Einsparung durch effizientere Neubauanlagen und Gewährleistungsabdeckung), aber nahe am Altwert, da der Neubau bewusst intensiver betreut wird. Die Instandhaltungsstrategie ist also präventiv und qualitätsorientiert – kurzfristig liegen die Praxisaufwände damit über rein minimalen Pflichtraten, aber es wird langfristig Substanzerhalt betrieben.
Mit fortschreitendem Umzug kann die technische Betreuung im Altwerk schrittweise zurückgefahren werden:
Anlagenteil-Abschaltung: Nicht mehr genutzte Gebäudeteile (Hallen, Büros) werden außer Betrieb genommen – Lüftungs- und Heizkreise können gedrosselt oder abgeschaltet werden, um Wartungsaufwand zu reduzieren. Auch bestimmte Maschineninfrastrukturen (z.B. Krananlagen in geräumten Hallen) können stillgelegt und konserviert werden.
Wartungsintervalle strecken: Bei abnehmender Nutzung kann in Absprache mit Sicherheitsvorgaben die Frequenz mancher Wartungen reduziert werden (sofern zulässig). Beispielsweise könnten nicht sicherheitskritische Inspektionen in letzten Nutzungsmonaten entfallen, um Kosten zu sparen.
Personal sukzessive abbauen: Das beim FM-Dienstleister für Technik eingesetzte Personal wird etappenweise reduziert – etwa durch Abzug externer Techniker nach Schließung einzelner Produktionsbereiche. Kritische Prüfungen (elektrische Sicherheit, Brandschutz) werden bis zur endgültigen Schließung natürlich noch erfüllt, aber Neuinvestitionen oder größere Instandsetzungen werden unterlassen (man beschränkt sich auf das Nötigste, kleinere Reparaturen etc.).
Dokumentation abschließen: Die technische Dokumentation des Altstandorts wird finalisiert, aber abnehmende Änderungen reduziert den Pflegeaufwand. Statt kontinuierlicher Anpassung konzentriert man sich auf Restarbeiten und Übergabe des Dokumentationsstands für die Nachnutzung oder Entsorgung der Altanlagen.
Am neuen Standort müssen von Anfang an alle technischen Anlagen betriebsbereit sein, jedoch skaliert der Aufwand mit der Nutzungsintensität
Stufenweiser Hochlauf der Wartung: Zu Beginn des Parallelbetriebs werden nur die Anlagen intensiv gewartet, die für die bereits umgezogenen Bereiche nötig sind. Beispielsweise konzentriert sich die technische Betriebsführung in den ersten Monaten auf die in Betrieb genommenen Hallenteile, Labore und Büros. Mit jeder Umzugswelle kommen weitere Anlagensegmente hinzu (weitere Fertigungslinien, zusätzliche HVAC-Zonen etc.), die in den Wartungsplan integriert werden.
Herstellergewährleistung nutzen: In der Anfangsphase werden auftretende Mängel konsequent als Gewährleistungsfälle an den Bau-/Anlagenlieferanten gemeldet (siehe Mangelanspruchsmanagement). Dadurch entfallen bestimmte Instandsetzungskosten zugunsten von Koordinationsaufwänden. Für den FM-Dienstleister bedeutet dies anfangs mehr Koordination und weniger eigene Reparatureinsätze.
Aufstockung des Personals: Die Präsenz von Haustechnikern am neuen Standort wird parallel zum Umzug ausgebaut. Anfangs genügt evtl. ein kleiner Teamkern zur Überwachung der Systeme; mit steigender Auslastung wird das Team bis zur vollen Personalstärke aufgestockt, sodass ab Vollbetrieb alle Gewerke (Elektrik, Mechanik, MSR-Technik etc.) durch entsprechende Fachkräfte abgedeckt sind.
Niveau sicherstellen: Trotz anfänglich geringerer Nutzung wird von Beginn an ein hoher Standard gehalten: Kritische Systeme (z.B. Reinraumtechnik in Laboren, sicherheitsrelevante Anlagen) werden vom ersten Tag an nach Plan gewartet, um keine Abstriche beim Servicelevel zu machen. Nicht voll ausgelastete Anlagen bieten dabei Gelegenheit für Feinoptimierungen – z.B. Einregulierung der Gebäudeleittechnik – was der Dienstleister in der Hochlaufphase erledigt.
Technischen Ausfälle
Mit diesen Maßnahmen wird sichergestellt, dass keine technischen Ausfälle den Umzug stören und der Neubau technisch vom Start weg auf höchstem Niveau betrieben wird, wobei die Kosten synchron mit dem Bedarf steigen.
Parallelbetrieb & Mehrkosten: Während der Umzugsphase fallen technische Betriebskosten an beiden Standorten an. Im 12-monatigen Szenario wird – vereinfacht linear angenommen – der Altstandort im ersten Monat noch voll betreut, danach um ca. 8,3 % pro Monat reduziert, während der Neubau entsprechend von 0 auf 100 % hochfährt. Im 18-Monate-Szenario erfolgt dies langsamer (ca. 5,6 % pro Monat). Die Folge für die Kosten: Beim 12-Monats-Umzug entstehen über das Jahr verteilt etwa die Hälfte der Alt- und die Hälfte der Neubaumaximumskosten – also ca. 1,05 Mio. € insgesamt für Technik in diesem Jahr. Bei 18 Monaten Parallelbetrieb summieren sich die Kosten dieser Leistung auf ca. 1,575 Mio. € über die 1,5 Jahre. Mehrkosten bedeutet hier der Aufwand über dem Niveau, das bei einem singulären Betrieb eines Standorts anfiele. Hätte man den Umzug hypothetisch ohne Parallelphase durchführen können (d.h. direkt im Neubau arbeiten und den Altstandort schließen), so wären nur die 0,9 Mio. € für den Neubau fällig. Im 12-Monats-Szenario liegen die tatsächlichen Aufwände mit ~1,05 Mio. € um etwa 150.000 € höher – dies sind die rein durch den Parallelbetrieb bedingten Mehrkosten (hauptsächlich doppelte Vorhaltung von Technikpersonal und Parallelwartungen). Im 18-Monats-Szenario beträgt der Mehraufwand rund 225.000 €, da die Doppelstrukturen länger vorgehalten werden müssen.
Die Tabelle fasst dies zusammen:
Technisches FM & Instandhaltung | Annahmen (Kostenbasis) | Maßnahmen (Alt ➔ Neu) |
---|---|---|
Kosten Altbestand | ca. 1,2 Mio. €/Jahr (älteres Werk, geringer präventiver Anteil) | Wartung sukzessive eingestellt: Abschaltung ungenutzter Anlagenteile, nur zwingende Reparaturen, Personalabbau. |
Kosten Neubau | ca. 0,9 Mio. €/Jahr (moderner Bau, präventiv, hohe Servicequalität) | Wartung stufenweise aufgebaut: frühzeitige Inbetriebnahme kritischer Systeme, Ausbau des Technik-Teams parallel zum Bezug. |
Kosten Parallelbetrieb 12 Monate | ca. 1,05 Mio. € (in Summe über 1 Jahr) | Details: Alt zunächst 100 % ➔ 0 %, Neu 0 % ➔ 100 %. Effiziente Stilllegung alter Anlagen minimiert Doppelaufwand. |
Kosten Parallelbetrieb 18 Monate | ca. 1,58 Mio. € (in Summe über 1,5 Jahre) | Details: Längere Überlappung; teilweise doppelte Wartungsschichten über 18 Monate. |
Mehrkosten durch Parallelbetrieb | 12 Monate: +150.000 €18 Monate: +225.000 € | Mehraufwand v.a. durch zeitweise doppelte Personal- und Wartungskosten (bei 18 Monaten ~50 % höher als bei 12 Monaten). |