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FM-Solutionmaker: Gemeinsam Facility Management neu denken

Einbringöffnungen für Technische Großgeräte

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Einbringöffnungen für Technische Großgeräte

Einbringöffnungen für Technische Großgeräte

Eine Einbringöffnung ist eine bewusst vorgesehene, dauerhaft verschließbare Öffnung in Dach, Fassade, Wand oder Decke, die während des gesamten Gebäudelebens für das Ein- und Ausbringen schwerer oder großvolumiger Anlagen (MRT, Transformatoren, Kältemaschinen, USV-Blöcke u. a.) genutzt wird. Damit gehört sie zur gebäudebezogenen Infrastruktur und liegt organisatorisch im Verantwortungsbereich des Facility Managements (FM).

Einbringöffnungen sichern die technologische Zukunftsfähigkeit eines Gebäudes. Durch frühzeitige Planung, normgerechte Ausführung und konsequentes Life-Cycle-Management eliminiert das FM kostspielige Ad-hoc-Umbauten, minimiert Betriebsunterbrechungen und schützt Betreiber wie Nutzer. Besonders Wandöffnungen bieten flexible Retrofit-Optionen, erfordern jedoch höchste Sorgfalt bei Statik, Brandschutz und Bauphysik. Wer Einbringöffnungen als eigenes Asset behandelt – dokumentiert, geprüft, gepflegt – schafft nachhaltig Wert, Sicherheit und Verfügbarkeit.

Rolle im Lebenszyklus des Gebäudes

Rolle im Lebenszyklus des Gebäudes

Lebenszyklusphase

FM-Aufgabe

Nutzen der Einbringöffnung

Konzeption & Entwurf

Betreiberanforderungen prüfen, Life-Cycle-Kosten kalkulieren

Vermeidung späterer Kernbohrungen und Ausfallzeiten

Errichtung

Bau-/Montagekoordination, Abnahme

Verkürzte Bauzeit, geringere Unfallgefahr

Betrieb

Wartung, Austausch, Modernisierung

Geräteaustausch ohne Eingriff in Primärkonstruktion

Stilllegung/Rückbau

Rückführung, Recycling, Schadstoffentsorgung

Geregelter Rückweg, reduzierte Rückbaukosten

Normen & Rechtsrahmen (Auszug)

  • VDI 6200 – fordert wiederkehrende Standsicherheitsprüfungen, sobald Öffnungen in tragende Bauteile eingebracht oder verändert werden. citeturn0search0turn0search2

  • Eurocode 6 – DIN EN 1996-1-1/NA – definiert Grenzwerte für Aussparungen in tragendem Mauerwerk (Querschnitts­schwächung ≤ 6 %/m Wandlänge ohne zusätzlichen Nachweis). citeturn0search3

  • ZDB-Merkblatt „Schlitze und Aussparungen“ (2020) – praktische Ausführungsgrenzen, Schall- und Wärmeschutzanforderungen. citeturn0search1turn0search4

  • DIN 4102 / DIN EN 13501 – Brandschutzklassen (EI/F-Widerstände) für Wand- und Deckendurchbrüche.

Typologie der Einbringöffnungen

Typ

Hauptanwendung

Besondere Anforderungen

Dachöffnung

Erstinstallation schwerer Aggregate, Lufttechnik

Witterungs- und Schneelast, Dachabdichtung

Fassadenöffnung (nicht tragend)

Geräteersatz in Rechenzentren, Laboren

Regendichtheit, schnelle Demontage von Paneelen („knock-out panel“)

Außenwandöffnung (tragend)

Großtrafos, Pressen

Statikrahmen, Wärmebrücken, Luftdichtheit

Innenwandöffnung / Kernwand

Maschinenfundamente, Laborcontainer

Stahlrahmen, Brandschutz EI 90-120

Geschoss-/Deckenöffnung

Senkrechter Einbringweg über mehrere Ebenen

Schallschutz, Staubdichtigkeit, Hebe-/Absturzsicherung

Bedarfsanalyse

  • Herstellerdaten: Abmessungen + Gewichte von Bestands- und Zukunftsgeräten.

  • Zukunftsreserve: Breite/ Höhe i. d. R. + 20 %.

Geometrie & Tragfähigkeit

  • Empfohlene Mindestlichte bei MRT-Systemen: ≈ 2,40 m × 2,40 m (inkl. Rangierspiel).

  • Zwischenlagerflächen ≥ 10 kN/m²; Deckenöffnung statisch nach Eurocode 3/9.

Brandschutz & Bauphysik

  • Gleichwertiger Feuerwiderstand wie umliegende Bauteile (EI/F-Klasse).

  • Blower-Door-Test nach Wiederverschluss, Ziel n₅₀ ≤ 1,5 h⁻¹ für hygienekritische Bereiche.

BIM-/CAFM-Integration

  • Einbringöffnungen als IfcOpeningElement modellieren.

  • Attribute: Geometrie, Feuerwiderstand, Lastgrenze, letztes Prüfdatum.

Dach & Fassade

  • Aluminium- oder Stahlrahmen mit Primärtragwerk verschraubt.

  • Aufkantung ≥ 150 mm, Sekundärdichtung getrennt vom Rahmen.

  • Sandwich-/Kassettenverschlüsse mit innen liegender Verschraubung für werkzeuglosen Rückbau.

Wandöffnungen (Detail)

Schritt

Kernaussage

Statik

Bei tragenden Außenwänden Längsträger HEA/HEB einsetzen; Nachweis nach Eurocode 6, sofern Querschnittsschwächung > 6 %. citeturn0search3

Brandschutz

Revisionsklappen bzw. Paneele mit geprüfter EI-Klasse einsetzen; Restwanddicke ≥ 2/3 der Mindestdicke laut DIN EN 1996.

Dichtung

Umlaufende EPDM-Dichtung + außen Kompriband; Regendichtheit geprüft bis 1 200 Pa.

Logistik

Rangierfläche außen ≥ Gerätebreite + 1 m; Innentransport auf Luftkissen oder Modulfahrwerk.

Geschoss-/Deckenöffnungen

  • Stahlrahmen unterseitig verschraubt, ggf. biegesteife Trägerplatte einlegen.

  • Absturzsicherung (PSAgA, Fanggerüst) vor Entfernen der Abdeckung.

Prozess- und Sicherheitsmanagement

Aufgabe

Empfehlung

Arbeitssicherheit

PSA gegen Absturz, Lasthaken nach DGUV 100-500; Kranlasten mit Lastaufnahmemitteln BG-geprüft.

Genehmigungen

Öffentliche Flächen bei Kraneinsatz ≥ 72 h vorher beantragen; Verkehrsplanung im CAFM hinterlegen.

Staub/Hygiene

Schleusen & Unterdruckzelte in Reinräumen; RKI-konformes Monitoring.

Kommunikation

Einbringfenster außerhalb Kernbetriebszeiten; Live-Status im CAFM-Portal.

Betrieb, Prüfung & Instandhaltung

Intervall

Tätigkeit

halbjährlich

Sichtkontrolle auf Korrosion, Verriegelung, Dichtheit

5-jährlich

Austausch elastischer Fugen-/Dichtstoffe

nach jeder Nutzung

Blower-Door- oder Rauchgas-Test, statischer Kurz-Check

6-jährlich (VDI 6200)

Wiederkehrende Standsicherheitsprüfung citeturn0search0

Wirtschaftlichkeit & Risiko

  • CAPEX-Hebel – Einbringöffnung im Neubau < 1 % der Rohbaukosten, aber Retrofit-Öffnung ≈ 15 % teurer.

  • OPEX-Hebel – Austausch unter laufendem Betrieb spart bis zu 30 % Ausfallkosten.

  • Versicherung – Dokumentierte Prüfungen nach VdS-Empfehlungen reduzieren Prämien.

Checkliste für Facility Manager

  • Geräteliste (Abmessungen/Gewichte) aktuell?

  • Öffnungen vollständig im BIM/CAFM mit Wartungsintervallen erfasst?

  • Statik-Nachweis für jede Öffnung vorhanden/aktualisiert?

  • Genehmigungen für nächsten Geräteeinzug beantragt?

  • PSA-, Kran- und Absturzkonzepte freigegeben?

  • Feuer- und Rauchausbreitungs­konzept nach letzter Nutzung angepasst?