Technisches Facility Management: Qualifizierung, Befähigungen und Mehrwert
Das Technische Facility Management (TFM) ist in vielen Unternehmen eine zentrale Stütze für den wirtschaftlichen und sicheren Betrieb von Immobilien, Anlagen und technischen Einrichtungen. Es umfasst sämtliche Aufgaben, die sich mit der Planung, dem Betrieb, der Instandhaltung und Modernisierung von Gebäuden und technischen Anlagen befassen. Damit die verantwortlichen Personen die vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben sicher und effizient ausführen können, sind verschiedene Qualifizierungswege und Zertifizierungen möglich. Das Technische Facility Management bietet vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten, die vom klassischen Ausbildungsberuf über IHK-Weiterbildungen bis hin zu Hochschulstudiengängen reichen. Mit zusätzlichen Zertifizierungen in Bereichen wie Elektrotechnik, Brandschutz oder Hygiene können Fachkräfte und Unternehmen gleichermaßen ihre Kompetenz im TFM dokumentieren und ausbauen.
Für Unternehmen liegt der Mehrwert in gesteigerter Betriebssicherheit, Effizienz sowie einer verbesserten Wettbewerbsposition. Mitarbeitende profitieren hingegen von solider Fachkompetenz, attraktiven Karriereperspektiven und einer zukunftssicheren Arbeitsumgebung. Um die Chancen optimal zu nutzen, sollten sich Interessierte regelmäßig fortbilden, aktuelle Standards beachten und ein fachliches Netzwerk aufbauen. So lässt sich der stetig wachsende Anforderungskatalog im Technischen Facility Management erfolgreich meistern.
Duale Berufsausbildung mit technischem Schwerpunkt
Ein naheliegender Weg in das Technische Facility Management führt über eine klassische Berufsausbildung mit technischem Fokus. Beispiele dafür sind:
Elektroniker/-in für Energie- und Gebäudetechnik
Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Mechatroniker/-in für Kältetechnik
Industriemechaniker/-in (ggf. mit Schwerpunkt Instandhaltung)
Diese Ausbildungen beinhalten den Umgang mit technischen Systemen, Maschinen und Anlagen sowie Grundlagen zur Arbeitssicherheit und Instandhaltung. Nach Abschluss der Berufsausbildung können sich Fachkräfte im Betrieb über praktische Erfahrung und gezielte Zusatzqualifikationen immer stärker auf Facility-Management-Aufgaben spezialisieren.
Berufsbegleitende Weiterbildung im Facility Management
Viele Bildungsträger und Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten berufsbegleitende Lehrgänge an, die sich direkt am Facility Management orientieren. Beispiele sind:
Fachwirt/-in für Facility Management (IHK)
Geprüfte/-r Technische/-r Fachwirt/-in (IHK)
Spezielle IHK-Zertifikatslehrgänge (z. B. „Technisches Gebäudemanagement“)
Diese Lehrgänge vermitteln vertiefendes Wissen in den Bereichen Gebäudetechnik, Betriebssicherheit, Instandhaltungsmanagement sowie betriebswirtschaftliche Grundlagen.
Studiengänge (Bachelor und Master)
Wer eine akademische Laufbahn anstrebt, kann Studiengänge im Bereich Facility Management oder angrenzende Fachrichtungen belegen, beispielsweise:
Bachelor of Engineering (Facility Management, Energie- und Gebäudetechnik)
Bachelor of Science (Facility & Real Estate Management)
Master Facility Management oder Master Infrastrukturmanagement
Die Inhalte umfassen technische Grundlagen, Betriebswirtschaft, Rechtsgrundlagen, Energie- und Ressourcenmanagement sowie Projekt- und Prozessmanagement.
Zertifizierungen im Bereich Facility Management
Neben formalen Abschlüssen sind Zertifizierungen ein wichtiger Qualitätsnachweis. In Deutschland haben sich beispielsweise folgende Anbieter etabliert:
TÜV-Zertifikatslehrgänge (z. B. „Facility Manager/-in (TÜV)“ oder „Technisches Gebäudemanagement (TÜV)“)
Solche Zertifikate dokumentieren praxisorientiertes, normgerechtes Arbeiten und erhöhen das Vertrauen von Kunden und Arbeitgebern in die Kompetenz der Fachkräfte.
Ergänzende technische Befähigungen
Für bestimmte Tätigkeiten im Technischen Facility Management sind teils zusätzliche Befähigungen vorgeschrieben, insbesondere im Hinblick auf
Arbeitssicherheit und Gesetzeskonformität:
Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten (Erforderlich, wenn man als Nicht-Elektriker gewisse elektrische Schalthandlungen ausüben muss. Zuständig nach DGUV Vorschrift 3).
Sachkundiger für Aufzugsanlagen, Druckbehälter oder andere überwachungsbedürftige Anlagen (gemäß Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV).
Brandschutzbeauftragte/-r oder Brandschutzhelfer/-in (gemäß DGUV Information 205-023) für die Einhaltung von Brandschutzauflagen.
Hygieneschulungen (z. B. für Klimaanlagen, Trinkwassersysteme) zur Sicherstellung hygienischer Standards.
Je nach Qualifikationsniveau und erworbenen Zertifikaten können Fachkräfte im TFM verschiedenste Aufgaben übernehmen. Hier einige Beispiele:
Planung und Organisation von Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen
Berechtigung zur Planung von Prüfungen nach gesetzlichen Vorgaben (z. B. Prüfintervalle von sicherheitsrelevanten Anlagen).
Durchführung bestimmter technischer Arbeiten
Als Elektrofachkraft kann man Schalthandlungen an Niederspannungsanlagen vornehmen und Prüfungen an Elektroanlagen durchführen.
Mit einer Brandschutzbeauftragten-Qualifikation können Brandschutzkonzepte geplant und überwacht werden.
Verantwortung für Arbeitssicherheit
Als Sicherheitsbeauftragte/-r oder in leitender Funktion im TFM trägt man Verantwortung für die Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften und die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen.
Verantwortung für den technischen Gebäudebetrieb
Koordination von Fremdfirmen und Dienstleistern im Rahmen von Wartungs-, Reparatur- oder Umbauarbeiten.
Überwachung von Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitszielen.
Zeitliche und finanzielle Aufwände
Duale Ausbildung: i. d. R. 3–3,5 Jahre, häufig noch mit angeschlossener Gesellenprüfung und anschließenden Weiterbildungsoptionen.
Berufsbegleitende IHK-Lehrgänge: zwischen 6 und 24 Monaten, abhängig von Lehrgangsart (Zertifikatslehrgang vs. Fachwirt) und Umfang.
Studium: 6–7 Semester (Bachelor) bzw. 3–4 Semester (Master). Das Studium kann dual, berufsbegleitend oder in Vollzeit erfolgen.
Spezielle Zertifikatslehrgänge: variieren zwischen wenigen Tagen (z. B. Kurzseminare im Bereich Hygiene oder Brandschutz) und mehreren Monaten (z. B. „Facility Manager (TÜV)“).
Organisatorische Anforderungen
Freistellung durch den Arbeitgeber oder Berufsbegleitendes Lernen erfordert eine enge Abstimmung zwischen Betrieb und Mitarbeitendem.
Kosten: Können vom Unternehmen (teilweise oder komplett) übernommen werden oder müssen durch den Mitarbeitenden getragen werden.
Praxistransfer: Qualifizierungsmaßnahmen erfordern oft Fallstudien oder Projektarbeiten, die sich idealerweise direkt auf die im Betrieb anstehenden Themen beziehen.
Fachliche Kompetenz und Rechtssicherheit
Unternehmen reduzieren das Risiko von Betriebsstörungen und Haftungsfällen, weil qualifizierte Fachleute gesetzliche Vorgaben besser einschätzen und umsetzen können.
Wettbewerbsvorteil und Qualitätsnachweis
Zertifizierte Mitarbeitende stärken das Unternehmensimage und können bei Ausschreibungen oder Kundenverhandlungen entscheidend sein.
Effizientere Betriebsabläufe und Kostenersparnis
Fachgerechte Wartung und vorausschauende Instandhaltung minimieren Ausfallzeiten und Reparaturkosten.
Gleichzeitig steigern sie die Energieeffizienz und senken Betriebskosten.
Mitarbeiterbindung und -entwicklung
Durch gezielte Weiterbildungsangebote erhöht das Unternehmen seine Attraktivität und kann qualifizierte Fachleute langfristig binden.
Berufliche Sicherheit und Karrierechancen
Fachkenntnisse und Zertifikate sorgen für höhere Arbeitsplatzsicherheit und bessere Aufstiegschancen.
Persönliche Weiterentwicklung
Das erworbene Wissen fördert ein tieferes Verständnis für betriebliche Prozesse und technische Zusammenhänge.
Höhere Vergütungsperspektiven
Mit steigender Qualifikation und verantwortungsvolleren Aufgaben verbessern sich in der Regel die Gehaltsaussichten.
Flexibilität und Einsatzmöglichkeiten
Qualifizierte Mitarbeitende können in verschiedenen Branchen (z. B. Industrie, Immobilienwirtschaft, öffentliche Hand) und Bereichen des Facility Managements eingesetzt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Im Technischen Facility Management gelten diverse Gesetze und Vorschriften (z. B. Betriebssicherheitsverordnung, DGUV Vorschriften, VDE-Normen). Eine Qualifizierung sollte immer deren Einhaltung berücksichtigen.
Kontinuierliche Fortbildung
Da sich Normen, Technik und gesetzliche Vorgaben ständig ändern, ist eine regelmäßige Weiterbildung notwendig (z. B. Auffrischungskurse, Rezertifizierungen).
Schnittstellenkompetenz
Technisches Facility Management erfordert neben technischem Know-how immer auch betriebswirtschaftliche und kommunikative Fähigkeiten, um Projekte erfolgreich zu steuern und interne sowie externe Stakeholder zu koordinieren.
Netzwerk und Austausch
Fachverbände (z. B. GEFMA), Messen und Konferenzen (z. B. INservFM) ermöglichen den fachlichen Austausch, den Aufbau eines Netzwerks und den Zugang zu aktuellen Trends und Entwicklungen.
Digitalisierung und Innovation
Themen wie Gebäudedigitalisierung (Smart Building), IoT-Lösungen und CAFM-Systeme (Computer Aided Facility Management) gewinnen weiter an Bedeutung. Entsprechend sollte die Qualifizierung auch diese Aspekte integrieren.